Hörbahn on Stage – Katja Sebald stellt ihr Buch “Sehnsucht Starnberger See. Villen und ihre berühmten Bewohner im Porträt” vor. Es folgt ein ausführliches Gespräch mit Uwe Kullnick über ihr Buch, die Menschen in diesen Häusern und die Autorin
Geschrieben von UK an 14/07/2021
Hörbahn on Stage – Katja Sebald stellt ihr Buch “Sehnsucht Starnberger See. – Villen und ihre berühmten Bewohner im Porträt” vor. Es folgt ein ausführliches Gespräch mit Uwe Kullnick über ihr Buch, die Menschen in diesen Häusern und die Autorin.
Katja Sebald gibt einen Einblick in: “Sehnsucht Starnberger See – Villen und ihre berühmten Bewohner im Porträt” (9 min)
Gespräch zwischen Katja Sebald und Uwe Kullnick (52 min)
- Sehnsucht Starnberger See (München 2020)
Villen und ihre berühmten Bewohner im PortraitDie historischen Villen prägen bis heute die Landschaft rund um den Starnberger See. War der sommerliche Aufenthalt am See einst dem Adel vorbehalten, so verbrachte spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Münchner Großbürgertum die Sommermonate vor den Toren der Stadt. Bald darauf kamen die ersten „Zuagroasten“. Wer es sich leisten konnte, der residierte standesgemäß in einem herrschaftlichen Anwesen am Starnberger See, am besten mit großem Garten oder gar Park. Die repräsentative Sommervilla sollte vor allem dem Wohlstand ihres Besitzers Ausdruck verleihen – eine illustre Gästeliste diente als Zeugnis seines gesellschaftlichen Ansehens.
Es waren jedoch die Münchner Maler, die lange vor den „Großkopferten“ der Schönheit des Starnberger Sees verfallen waren: Max Joseph Wagenbauers Gemälde „Starnberger See“ aus dem Jahr 1807 ist eins der eindrücklichen Zeugnisse für die vielzitierte „Entdeckung der Landschaft“. Die Künstler waren nicht nur Wegbereiter für den im 19. Jahrhundert einsetzenden Fremdenverkehr: Maler, Musiker und Literaten waren auch gern gesehene Gäste in den Sommerhäusern des Bürgertums und bereicherten das gesellschaftliche Leben. Rottmann und Kaulbach, Leibl, Corinth und Kandinsky malten am Starnberger See. Richard Wagner und Thomas Mann waren da. Gustav Meyrink und Adolf von Hildebrand wohnten in Starnberg. Franz von Lenbach, Gabriel von Max und Moritz von Schwind bauten sich eigene Villen. Das Bild, das Gabriel von Max von seinem Landhaus in Ammerland malte, steht für das sommerliche Lebensgefühl am See. Später kamen Schauspieler, Stars und Sternchen.Die Villen und Landhäuser am Starnberger See spiegeln natürlich auch die Architekturströmungen wider: Die ersten Villen waren vom Klassizismus geprägt, wie ihn Carl von Fischer und Leo von Klenze nach München gebracht hatten. Um die Mitte des Jahrhunderts kam als Nachwirkung der Romantik das „einfache“ Landleben in Mode und man ließ sich vom oberbayerischen Bauernhaus oder aber vom sogenannten „Schweizerhaus“ inspirieren. Das 1854 errichtete „Casino“ auf der Roseninsel war Vorbild für einen dritten Typus, der vom Landhaus der Toskana abgeleitet wurde und vor allem durch ein Türmchen als Aussichtspunkt charakterisiert war. Eine Variation war der sogenannte „Maximiliansstil“, wie ihn etwa der Münchner Architekt Arnold Zenetti in der Niederpöckinger Villenkolonie umsetzte. Die Prinzregentenzeit brachte die historistischen Villenbauten hervor, die an mittelalterliche Burgen erinnern oder mit ihren Balkonen, Loggien, Terrassen, Erkern, Türmen und Fachwerkgiebeln gleich eine ganze Reihe von Stilen zitieren. Jugendstil, Reformarchitektur und Neue Sachlichkeit führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch am Starnberger See zu einigen mehr als kühnen architektonischen Entwürfen, die noch heute überraschend modern wirken.
Vor allem aber waren die Villen Schauplätze von Liebesgeschichten und Dramen, von Geistesblitzen in großer Einsamkeit, von Gipfeltreffen der Kunst, von schmutzigen Geschäften und von konspirativen Zusammenkünften. „Sehnsucht Starnberger See“ erzählt deshalb nicht die Historie der Häuser, sondern Geschichten von Menschen, die in ihnen lebten, liebten, litten – und starben.Katja Sebald M.A. Kunsthistorikerin, Autorin, Journalistin, Kuratorin und Übersetzerin
Heute muss ich nur noch selten Texte buchstäblich von einer Sprache in die andere übertragen, trotzdem verstehe ich mich immer noch als „Übersetzerin“: als Vermittlerin zwischen Kunst und ihren Betrachtern oder als Begleiterin für Entdeckungsreisende in Sachen Geschichte – hier wie dort gerne auch mal off road.Als Kulturjournalistin schreibe ich seit vielen Jahren im und über das Fünfseenland, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung. Auch der Geschichte meiner Geburtsstadt Regensburg, meiner Zwischenheimat im Chiemgau, der Stadt München und natürlich auch Italien widme ich mich mit meinen Buchprojekten. Ich bin staatlich geprüfte Übersetzerin für Italienisch und habe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Kunstgeschichte, Bayerische Kirchengeschichte, Neuere Deutsche Literatur und Italienische Philologie studiert. Meine Magisterarbeit beschäftigt sich mit Jenny Holzers Denkmal für Oskar Maria Graf im Münchner Literaturhaus – und spannt mein Lieblingsspielfeld zwischen zeitgenössischer Kunst, Literatur und bayerischer Kulturgeschichte auf.
Neben Büchern, Fachtexten, Rezensionen und anderen journalistischen Formaten schreibe ich auch „Gebrauchstexte“ über Kunst: Pressetexte, Werbetexte und Katalogtexte. Ich unterstütze Künstler bei ihren Ausstellungsprojekten und halte Eröffnungsreden oder führe Künstlergespräche bei Vernissagen. Verschiedene Kunst- und Kulturprojekte begleite ich mit professioneller Pressearbeit. Gleich bleibt immer mein Anspruch, komplexe Zusammenhänge so darzustellen, dass nicht nur das Kulturpublikum nickt, sondern auch alle anderen neugierig werden.
Und nicht zuletzt entwickle und kuratiere ich verschiedene Kunstprojekte: Seit einigen Jahren gibt es die Reihe „Kunstwerk des Monats“, die einen Raum der Begegnung zwischen Kunst und Religion schaffen will. Mit „PopUpKunst“ entsteht zuweilen Kunst an ungewöhnlichen oder einfach nur interessanten Orten – wie gesagt, gerne auch in unwegsamem Gelände…